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Der Kreuzweg

Ein Pfarrer hat beobachtet, dass eine Pfarreiangehörige jeden Tag den ‚Kreuzweg‘ betet und bei jeder Station eine Kerze anzündet. Sehr fromm hat sie alle Gebete verrichtet und am Schluss jeder Station hat sie sich auf die Brust geschlagen und gebetet: „Heilige Mutter Gottes, drücke jede Wunde meines gekreuzigten Erlösers tief in mein Herz hinein“. Eines Tages kam sie zum Pfarrer nach dem Gebet. Er fragte sie nach ihrem Wohlbefinden. Während sie von ihrem Leben erzählte sagte sie: „Herr Pfarrer, ich habe viele Leiden. Bitte beten Sie, dass Gott mir die Leiden wegnehmen möge.“ Dann sagte der Priester: „Jeden Tag beten Sie zur Mutter Gottes: ‚drücke jede Wunde meines gekreuzigten Erlösers in mein Herz‘, und jetzt bitten Sie mich zu beten, dass Gott Ihnen all Ihre Leiden nehmen möge. Wird Gott auf das Gebet der Mutter Gottes oder auf das Meine hören?“

Ja, oft meinen wir nicht wirklich, was wir beten. Die Andacht des Kreuzwegs hat einen tiefen Sinn. Wenn wir über das Leiden Christi meditieren bei jeder Station, werden wir immer mehr zu der Erkenntnis geführt, dass er das alles für unsere Sünden ertragen hat. So beten wir: „Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und wir preisen dich, denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst“. Jesus hat das Kreuz willentlich angenommen, er ging den Kreuzweg und gab sein Leben hin am Kreuz. „Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin“ (Joh. 10. 18). In jedem Augenblick seines Leidens hat er an uns gedacht und er war bereit all das zu ertragen um unsere Sünden zu sühnen. Eine solche Liebe hatte er zu uns! „Christus ist für uns gestorben, als wir noch Sünder waren“ (Röm. 5. 8).

In unseren täglichen Leiden, ‚tragen wir die Zeichen Jesus an unserem Leib‘ (Gal. 6. 17). Im Gebet des Kreuzwegs, bitten wir die Mutter Gottes ‚ jede Wunde unseres gekreuzigten Erlösers von neuem in unser Herz zu drücken‘. Das heißt, wir sollten bereit sein alle Wunden und Verletzungen, alle Arten von Verfolgungen, ungerechte Anklagen und unverdiente Leiden mit der Haltung Christi anzunehmen. Wie Jesus „nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mk. 10. 45), sollten wir, die wir ihm nachfolgen, bereit sein unser Leben als Lösegeld für andere hinzugeben. Lasst uns beten, nicht dass unsere Leiden genommen werden, sondern lasst uns um die Gnade und die Kraft beten sie willentlich anzunehmen als Lösegeld für jene die unsere Leiden verursachen. Wir wollen unsere Leiden mit den Leiden Christi vereinen und dabei die Haltung Christi annehmen. Wir wollen alles ohne Zorn, Groll oder Traurigkeit ertragen; so können wir unsere Leiden in erlösende Leiden verwandeln. Möge das schöne Gebet, der Kreuzweg, immer mehr sinnvoll und fruchtbar werden in unserem Leben.

Mary Pereira