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Der Töpfer und der Ton

Nach der Teilnahme an einer Konferenz im Christeen Retreat Center, Kottayam, wartete ich auf den Zug zurück in meine Heimatstadt. Ich war am Bahnhof, und saß auf einer Bank am ersten Bahnsteig. Beim zweiten Bahnsteig stand ein Zug. Mein Blick fiel auf einen Schriftzug der auf dem Wagon gegenüber stand: „Für Andersbegabte“. Da ich nicht oft mit dem Zug reise und außerhalb von Indien für einige Zeit für die Mission arbeitete, sah ich diese Beschriftung zum ersten Mal. Zuerst verstand ich nicht, was es bedeutete. Aber bald merkte ich, dass es das Abteil für behinderte Menschen sein könnte. Ich fühlte mich so glücklich und fasziniert, dass man die Schrift von „Behinderten“ zu „Andersbegabt“ verändert hatte. Ja, auch wenn diese weniger glücklichen Brüder von uns in unseren Augen behindert und minderbegabt zu sein scheinen, hat Gott ihnen viele Fähigkeiten und Talente gegeben. Der gute Wille und die Weisheit der Menschen hinter der Änderung dieser Bezeichnung sollte geschätzt werden!

Gott liebt und ehrt jeden, den er erschafft. Er ist unser Töpfer. Wie Er dem Propheten Jeremia offenbart hat: „So wie der Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand“ (Jer. 18,6). Er formt den Ton in seinen Händen mit viel Liebe.

Jeder ist einzigartig und wertvoll für ihn. Niemand soll verachtet und abgelehnt werden. Gott sendet jeden in die Welt um eine Mission zu erfüllen und dementsprechend rüstet er einen mit den erforderlichen Fähigkeiten aus. Helen Keller wurde, obwohl als gesundes Kind geboren,  blind und gehörlos wegen einer Krankheit, die sie im Alter von eineinhalb Jahren traf. Aber sie erwies sich als so begabt, dass sie das Fingerspitzen-Alphabet (Braille) lernte. Ja, Gott begabte sie mit dem nötigen Talent und Können, so dass sie zur Vorkämpferin der Blinden wurde. Die Geschichte zeigt uns eine Menge Leute wie sie, die durch ihre Begeisterung, ihr Vertrauen und ihre harte Arbeit trotz ihrer Nachteile, weil sie sich dem Plan Gottes unterwarfen und mit seiner Gnade kooperierten, der Menschheit wohltuende Beiträge schenkte. „O Herr, alles, was wir bisher erreichten, hast du für uns getan“ (Jes.26,12). Wenn wir unser Leben aus all unserem Elend und unserer Verwirrung in seine Hände geben, verwandelt er uns in etwas Schönes für Ihn und für andere!

Einmal war ich in einem Zug (in einem fremden Land) und es gab dort eine Gruppe von Jugendlichen, die gehörlos waren. Es war mir eine große Freude, zu sehen wir sie so freudig einander viele Dinge vermittelten:mit der Gebärdensprache und mit viel Lachen machten sie sogar Witze! Ich dankte Gott dafür, dass er ihnen diesen Geist der Freude und Zufriedenheit gegeben hat, der uns viele Male fehlt.

Wir müssen den Spender aller Gaben und Segnungen anerkennen. Wie Paulus sagt: „Durch die Gnade Gottes, bin ich, was ich bin“ (1.Kor 15,10). „Denn wer räumt dir einen Vorrang ein? Und was hast du, das du nicht empfangen hättest? Wenn du es aber empfangen hast, warum rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?“ (1.Kor. 4,7).

Mary Pereira